Behandlung von psychotischen Störungen in der Klinik Menterschwaige
Definition und Behandlung: Psychotische Störungen
Was wir alle miteinander teilen? Die Realität. Auf diese berufen wir uns bei allem, was wir sind und tun. Die Realität macht Dinge und Handlungen für uns erklär- und bewertbar. Auch wenn wir die Welt nicht auf exakt dieselbe Weise sehen – so sind wir uns doch in ihren Grundzügen einig.
Der Begriff „psychotische Störung“ oder „Psychose“ ist ein Syndrom verschiedener Symptome. Generell erlebt der Betroffene eine vorübergehende Veränderung im Erleben der Realität. Das Denken, Wollen, Fühlen und Handeln sind eigenartig verändert. Typische Symptome sind Wahnvorstellungen, Halluzinationen und andere Wahrnehmungsstörungen. Die frühen Symptome sind jedoch häufig sozialer Rückzug, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, verändertes Verhalten, leichte Wahnvorstellungen.
Es handelt sich bei allen Ausprägungen der Psychosen um schwere psychische Erkrankungen, die dringend einer professionellen Behandlung bedürfen. An der Klinik Menterschwaige verfügen wir über 45 Jahre Erfahrung in der Therapie von psychotischen Störungen. In unserer parkähnlichen Umgebung bieten wir die Möglichkeit, sich der Realität wieder Schritt für Schritt zu nähern.
F20 bis F29 – psychotischen Störungen im ICD-10
Auf Krankschreibungen oder Überweisungen werden psychotische Störungen mit dem Code F20 bis F29 versehen. Zudem gibt es weitere Abstufungen, die hinter der ersten Ziffer mit einem Punkt und einer zusätzlichen Zahl angezeigt werden – etwa F20.6.
Sollten Sie Fragen zu Ihrer (möglichen) Diagnose haben, können Sie telefonisch einen Beratungstermin in unserer Institutsambulanz vereinbaren: 089-642723-24.

Psychotische Störungen: Die Symptome
Die einzelnen psychotischen Störungen weisen verschiedene Symptomkomplexe auf. Auch unterscheiden sie sich in ihrem Verlauf und in ihrer Ursache. Allerdings gibt es Symptome, die typisch für jedwede Art von psychotischen Erkrankungen sind.
- Denkstörungen: Gedanken kommen und ziehen wesentlich langsamer oder schneller als normal oder brechen ab, ohne „zu Ende gedacht“ zu sein. Hinzu kommen inhaltliche Denkstörungen, bei denen nicht-reale kausale Zusammenhänge entstehen. Das Gesagte erscheint häufig unklar oder ergibt keinen Sinn mehr.
- Veränderte Gefühle: Diese können sich plötzlich und ohne ersichtlichen Grund verändern. Häufig treten Gefühlsschwankungen auf. Von sehr intensiven Gefühlen z. B. der Fröhlichkeit, aber auch des Misstrauens bis hin zur Apathie und Teilnahmslosigkeit.
- Ich-Störungen: Die Umwelt erscheint unreal und der eigene Körper fremd. Die Grenze zwischen Selbst und Außenwelt verschwimmt so stark, dass Betroffene meinen, dass ihre Gedanken und Handlungen von außen kontrolliert und/oder beeinflusst werden.
- Wahnvorstellungen: Betroffene entwickeln bestimmte Bedeutungszuweisungen, die nicht der Realität entsprechen. So kann ein Betroffener beispielsweise davon überzeugt sein, von der Polizei überwacht zu werden, weil ein Auto vor seiner Haustür parkt. Daraus kann ein ganzes Überzeugungsnetz entstehen, das die Betroffenen immer mehr entfremdet.
- Halluzinationen: Betroffene können Dinge hören, sehen, riechen, spüren und schmecken, die für andere Personen nicht erkennbar bzw. auch nicht real sind.
Die betroffenen Personen verstehen meist nicht was mit ihnen passiert. Die Symptome sind aufwühlend, fremd, führen zur Verwirrung und Sorge. Betroffene leiden meist unter einer ausgeprägten Angst.
Auch Außenstehende stehen diesen nicht greifbaren Symptomen verwirrt gegenüber. So entstehen Spannungen und Konflikte, weshalb Betroffene sich oft in die Isolation zurückziehen. Durch starke Stimmungsschwankungen und einem merklichen Leistungsabfall leidet auch der berufliche Kontext.
Psychotische Störungen und ihre Ausprägungen
Insgesamt gibt es acht verschiedene Ausprägungen von psychotischen Störungen.
Schizophrenie
Die Schizophrenie ist eine Form der Psychose, die im Allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet ist. Es gibt verschiedene Unterformen wie z.B. die paranoide Schizophrenie, bei der Wahnvorstellungen oder Halluzinationen vorherrschen.
Schizoaffektive Störung
Bei dieser Störung zeigen sich sowohl Symptome der schizophrenen Störung als auch der affektiven Störung – woraus sich die Namensgebung ergibt. Betroffene haben Wahnvorstellungen und Halluzinationen wie bei der Schizophrenie und depressive Symptome wie bei der affektiven Störung.
Anhaltende wahnhafte Störung
Betroffene haben eine einzelne Wahnidee oder glauben an mehrere aufeinander bezogene Wahninhalte. Der Wahn dauert sehr lange an – teils besteht er sogar lebenslang. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich. Akustische Halluzinationen oder andere schizophrene Symptome kommen nicht vor.
Die Betroffenen können neben ihrem anhaltenden Wahn durchaus ihren Alltag bestreiten. Über Zeit geraten sie jedoch mit fast allen Menschen ihrer Umgebung in Konflikte, v.a. wenn der Wahn alles beherrschend wird.
Akute polymorphe psychotische Störung
Eine vorübergehende psychotische Störung beginnt innerhalb von nur zwei Wochen, anschließend wechselt die Symptomatik immer wieder. Neben Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen sind starke Verhaltensveränderungen Teil der Erkrankung. Eine Besserung erfolgt in der Regel nach zwei bis drei Monaten.
Drogeninduzierte Psychose
Diese Form steht in direktem Zusammenhang mit dem Konsum von Drogen wie z. B. Cannabinoiden, Kokain, Alkohol und halluzinogenen Pilzen. Aber auch einige Medikamente können eine vorübergehende Psychose auslösen. Normalerweise verschwinden die Symptome nach dem Absetzen. Jedoch können nach dem Konsum auch irreversible Schäden zurückbleiben.
Induzierte wahnhafte Störung
Auch „Folie à deux“ genannt. Diese seltene Form wird von zwei oder mehreren Personen geteilt, die eine enge emotionale Bindung zueinander haben. Dabei überträgt oder „induziert“ die erkrankte Person ihre Wahnvorstellungen auf eine oder mehrere gesunde Personen. Bei einer Trennung gibt der induzierte Betroffene den Wahn meist wieder auf.
Organische Psychose
Im Rahmen von organischen Erkrankungen des Gehirns – z. B. Epilepsie oder Hirntumoren – können psychotische Symptome auftreten. Darunter kognitive und motorische Störungen sowie Bewusstseinsveränderungen. Mit der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung verbessert sich die Psychose meist schnell. Handelt es sich um eine chronische organische Krankheit, sind jedoch auch andauernde Psychosen möglich.
Psychotische Symptome können ebenso im Rahmen einer bipolaren Störung und einer affektiven Störung auftreten. So kann ein bipolarer Mensch in einer manischen Phase beispielsweise glauben, hellseherische Fähigkeiten zu haben und in einer schweren Depression z. B. unter Schuldwahn leiden.

Ursachen von psychotischen Störungen
Die Ursachen für psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind vielfältig. Insgesamt kategorisiert man psychotische Störungen in primäre und sekundäre Psychosen.
Unter primären Psychosen verstehen wir solche Psychosen, für die wir erstmal keine Ursache finden. Das ist die häufigste Form, denn in den meisten Fällen können wir nicht mit Sicherheit sagen, woher die Psychose genau kommt, wodurch sie konkret ausgelöst wurde. Die Ursachen sind jedoch in der Regel multifaktoriell. Zu einer genetischen Vulnerabilität müssen Umfeldfaktoren hinzukommen.
Bei sekundären Psychosen gibt es einen klaren körperlichen oder externen Auslöser. Typische Beispiele für sekundäre Psychosen sind solche im Kontext einer Hirnentzündung oder einer Multiplen Sklerose. Die größte Gruppe unter den sekundären Psychosen stellen jedoch die drogeninduzierten Psychosen dar. Drogengebrauch ist mit Abstand die häufigste Ursache für eine sekundäre Psychose: Alkohol, Amphetamine, moderne psychoaktive Substanzen und vor allem Cannabis
Die Symptome kommen Ihnen bekannt vor?
Wenn Sie selbst oder eine nahstehende Person unter den beschriebenen Symptomen leiden, sollten Sie dringend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Wie eine Behandlung in der Klinik Menterschwaige aussehen kann, erfahren Sie hier:

Psychotische Störungen: Behandlung in der Klinik Menterschwaige
Eine frühestmögliche Behandlung von Psychosen ist enorm wichtig, damit sich die Symptome nicht weiter verfestigen. Das gilt sowohl für erstmalig auftretende als auch für erneute psychotische Episoden. Im Rahmen der vielschichtigen Therapie können sich einige Symptome sehr schnell bessern. Jedoch besteht immer das Risiko, dass einige Beschwerden nur schwer beeinflussbar sind und womöglich zurückbleiben.
In der Klinik Menterschwaige bieten wir Patientinnen und Patienten mit psychotischen Störungen eine ruhige, naturnahe Umgebung. Mit einem vielseitigen Therapieangebot und professioneller Unterstützung können Sie bei uns Schritt für Schritt zurück in die Realität finden.
Dabei entwickeln wir einen individuell auf Sie zugeschnittenen Therapieplan, der Ihre Bedürfnisse in den Fokus rückt. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die einzelnen Bestandteile der Therapie bei psychotischen Störungen.
Medikation bei psychotischen Störungen
Ein wesentlicher Teil der Behandlung ist die Medikation. Zum Einsatz kommen die sogenannten Antipsychotika, die Halluzinationen und Wahnvorstellungen wirkungsvoll bekämpfen. Sie sind v.a. in der Akutphase und in der Rückfallprophylaxe wichtig.
In der Klinik Menterschwaige handeln wir bei der Gabe von Medikamenten nach der Prämisse „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Wir sind stets darum bemüht, Präparate zu geben, die wenig Nebenwirkungen zeigen, um das Erleben unserer Patient*innen möglichst angenehm zu gestalten.
Einzeltherapie bei psychotischen Störungen
In der Einzeltherapie geht es allein um Sie, Ihre Bedürfnisse, Ihre Symptome und Ihre Ängste. Ihre Psychotherapeutin oder Ihr Psychotherapeut ist dazu da, Ihnen zuzuhören und Ihnen hilfreiche Mittel und Wege aufzuzeigen, um mit Ihrer Erkrankung umzugehen. Ziel ist es, eine vertrauensvolle und stabile Beziehung aufzubauen, innerhalb derer Sie sich wohlfühlen und in Ruhe an sich arbeiten können.
Die Diagnose einer psychotischen Störung kann beängstigend sein und verunsichern. In der Einzeltherapie lernen Sie alles über Ihre Erkrankung – so werden Ängste, Vorurteile und Schuldgefühle gemindert.
Zudem besprechen wir mögliche Auslöser wie z. B. besondere Beziehungserfahrungen oder -erlebnisse. Sie lernen darüber hinaus das Erkennen von Frühwarnsymptomen, um eventuelle Rückfälle frühzeitig zu erkennen.
Die Arbeit an Ihrer Kontaktfähigkeit und Ihren Ressourcen nimmt einen hohen Stellenwert ein. Darüber hinaus stärken wir Ihre sozialen Fähigkeiten, welche Ihnen langfristig dabei helfen können, feste soziale Bindungen aufzubauen.
Im Rahmen spezieller diagnosespezifischer Angebote bieten wir zusätzlich Psychoedukation an. Diese soll helfen, die psychotische Symptomatik besser zu verstehen und ein klareres Verständnis für die eigene Erkrankung zu entwickeln. Gleichzeitig werden Strategien erarbeitet, um konstruktiver mit der eigenen Problematik umzugehen und im Alltag besser damit zurechtzukommen.
Gruppentherapie bei psychotischen Störungen
In der Gruppentherapie können Sie den anderen Teilnehmenden von Ihren Erfahrungen berichten – und auch aus deren Erzählungen lernen. Schnell stellen Sie fest: Sie sind nicht allein. Es gibt Menschen, die Ihre Probleme nachvollziehen können und vielleicht sogar gleich empfinden.
Gemeinsam erarbeiten Sie ein verbessertes Verständnis Ihrer selbst und Ihrer verinnerlichten Beziehungserfahrungen. Auch entwickeln sich neue Denk- und Verhaltensweisen, die Ihnen dienlich sind. Durch den Austausch entstehen nicht nur neue Lösungswege, sondern auch ein Gemeinschaftsgefühl, von dem Sie nachhaltig profitieren können.
Zudem gibt die Gruppentherapie Ihnen die Möglichkeit, Ihre sozialen Fähigkeiten im geschützten Raum auszutesten, auszubauen und neue Beziehungserfahrungen zu sammeln.
Milieutherapie bei psychotischen Störungen
Weiterführendes Therapieangebot bei psychotischen Störungen
Kombinationen mit weiteren therapeutischen Maßnahmen sind vor allem in der Postakutphase und zur Rückfallprävention hilfreich, um den Betroffenen neue Perspektiven zu eröffnen. Auch wissenschaftliche Leitlinien empfehlen verschiedene Therapieansätze aus der Bewegungs-, Körper- und Kreativtherapie, weshalb Sie bei uns von folgenden Therapieformen profitieren können:
- Bewegungs- und Körpertherapie
- Kunst-, Musik-, Tanz- und Theatertherapie
- Psychoedukation
- Pferdegestützte Therapie
- Sporttherapie
- Therapeutisches Boxen
Individuelles Therapieangebot
Jeder Mensch ist anders – und auf diese Individualität gehen wir in unserer stationären Therapie ein. Sie bekommen ein auf Sie zugeschnittenen Behandlungsplan, der Ihre Bedürfnisse berücksichtigt und Ihnen gezielt dabei hilft, wieder zurück ins Leben zu finden.

FAQs
Was sind typische psychotische Symptome?
Eine psychotische Störung zeigt sich insbesondere durch Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Diese verursachen zudem eine schwere Störung des normalen Verhaltens, das sich auch in einer wirren Sprache, emotionalen Ausbrüchen und einer gestörten Motorik äußern kann. Schizophrenie ist eine mögliche Störung mit psychotischen Symptomen.
Wie verläuft die Behandlung von psychotischen Störungen?
Psychotische Störungen werden mit einer medikamentösen Therapie behandelt. Antipsychotika haben einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung und das Denken der Betroffenen. Neben der Gabe von Medikamenten sind immer auch Psychotherapie, Psychoedukation und sozialtherapeutische Begleitung Teile der Behandlung.
Ist eine psychotische Störung heilbar?
Grundlegend ist jede psychotische Störung behandelbar und auch heilbar. In den meisten Fällen erholen sich Betroffene im Rahmen einer umfassenden Therapie. Jedoch kann eine Behandlung nicht garantieren, dass alle Symptome vergehen. Einige Anzeichen können unter Umständen zurückbleiben.
Wie lange dauert es, bis eine Psychose vorbei ist?
Die durchschnittliche Dauer einer Psychose liegt zwischen wenigen Wochen bis einigen Monaten. Einige Formen von psychotischen Störungen verlaufen jedoch chronisch, d.h. es kann immer wieder zu psychotischen Phasen kommen mit symptomfreien Intervallen unterschiedlicher Dauer.