Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Definition und Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Jeder Mensch bringt mehrere Persönlichkeitsmerkmale mit. In der Zusammensetzung verschiedenster Merkmale bildet sich ein komplexes Bild: Unsere wesenseigene Persönlichkeit. Aus unserer Persönlichkeit ergeben sich unsere Denkmuster, unser Sozialverhalten, unsere Wahrnehmung und unsere Gefühlswelt. Unsere psychischen Eigenschaften machen uns zu dem, was wir sind.
Doch es gibt auch Menschen, die sich scheinbar häufig missverstanden erleben, oft in Konflikte geraten oder im Leben vieles ängstlich vermeiden. Ihre Persönlichkeit scheint „nicht zu passen“. Bei diesen Menschen kann es sein, dass sie an einer Persönlichkeitsstörung (kurz: PS) leiden.
Wir alle müssen uns stetig anpassen – auf der Arbeit verhalten wir uns anders als zuhause, bei Freund*innen anders als bei Kolleg*innen und in sozialen Situationen anders, als wenn wir allein sind. Das können wir, weil unsere Persönlichkeitsmerkmale zu einem gewissen Grad flexibel sind. So kann ein introvertierter Mensch beispielsweise trotz seines eher zurückhaltenden Wesens im Job eine wichtige Präsentation halten.
Bei Persönlichkeitsstörungen sind die Merkmale jedoch deutlich starrer als bei anderen Menschen. Aufgrund der fehlenden Flexibilität kommt es zu Problemen bei der Arbeit, in der Schule und im allgemeinen Umgang mit anderen Menschen. Diese sozialen Anpassungsprobleme werden auch als maladaptiv – das bedeutet unangepasst – bezeichnet. Betroffene sind nicht oder in zu geringem Maße dazu in der Lage, ihr Verhalten der sozialen Situation anzugleichen. Auch dann nicht, wenn sie mit ihrem Benehmen wiederholt in Konflikte geraten sind.
Insgesamt sind in den ICD-Codes 10 verschiedene Arten von Persönlichkeitsstörungen definiert, die jeweils eigene charakteristische emotionale, soziale und Verhaltensprobleme mit sich bringen. Etwa 9 % der Menschen entwickeln eine solche Problematik.
Diese psychischen Störungen haben große Auswirkungen auf die Betroffenen und auf ihr soziales Umfeld. Deshalb ist eine umfassende Diagnostik und Behandlung von Persönlichkeitsstörungen enorm wichtig. Im Rahmen der Therapie können die Ursachen der Problematik reflektiert werden und ein neues Verständnis von sich selbst sowie neue Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden.
Als Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse bieten wir die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen an. In geschützter Umgebung können unsere Patient*innen sich selbst im Umgang mit anderen erleben und profitieren dabei von einem auf sie zugeschnittenen Therapieangebot. Durch die Reflexion des Erlebten und die Auseinandersetzung mit den möglichen Hintergründen ihrer Schwierigkeiten können sie sich schrittweise weiterentwickeln und einen neuen Umgang erproben.
F60.1 bis F60.9: Persönlichkeitsstörungen
Auf Krankschreibungen und Überweisungsscheinen werden Persönlichkeitsstörungen mit dem ICD-Code F60 beschrieben. Die spezifischen Ausprägungen derselben Erkrankung werden durch eine weitere Ziffer – F60.0 bis F60.9 – näher beschrieben.
Sollten Sie Fragen zu Ihrer (möglichen) Diagnose haben, können Sie telefonisch einen Beratungstermin in unserer Institutsambulanz vereinbaren: 089-642723-24.

Anzeichen und Kriterien einer Persönlichkeitsstörung
Wir Menschen versuchen von Anbeginn unseres Lebens, uns an die Anforderungen unseres Umfeldes anzupassen und stabile Bindungen zu unterhalten. Sind die Anforderungen jedoch zu komplex und die Bindungen instabil, können die Anpassungsbemühungen zu komplexen Überlebensstrategien führen – mit entsprechenden Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung. Persönlichkeitsstörungen könnte man also auch als chronifizierte Anpassungsstörungen betrachten.
Persönlichkeitsstörungen und ihre Symptome können sich im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter zeigen. Erste Anzeichen treten hingegen schon in der Kindheit auf. Meist finden sich in den Lebensläufen der Betroffenen frühe und anhaltende belastende Situationen.
Es können jedoch auch transgenerationale Probleme vorhanden sein. Das bedeutet, dass die Patient*innen bzw. „Symptomträger*innen“ nicht unmittelbar selbst von den Belastungen betroffen waren, sondern unter unverarbeiteten Belastungen vorangegangener Generationen leiden. Denn unverarbeitete Belastungen wie Schicksalsschläge, Verlusterlebnisse oder schmerzhafte Beziehungserfahrungen können nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch nachfolgende Generationen emotional und psychisch beeinträchtigen.
Um eine Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren, müssen bestimmte Kriterien vorliegen:
- Mehrere Bereiche wie Gefühlswelt, Antrieb, Impulskontrolle, Denken, Wahrnehmen, zwischenmenschlicher Umgang und Beziehungen zu anderen Menschen müssen deutlich beeinträchtigt sein.
- Die Auffälligkeiten müssen in sich stabil und langandauernd sein.
- Die Auffälligkeiten beginnen immer in der Kindheit und Jugend und halten im Erwachsenenalter an.
- Das auffällige Verhalten ist in mehreren sozialen Bereichen und Situationen unpassend und störend.
- Die Störung löst bei den Betroffenen und/oder seinen Kontaktpersonen Leidensgefühle aus.
- Die Störung führt meist zu Beeinträchtigungen der beruflichen und sozialen Kompetenzen.
Symptome von Persönlichkeitsstörungen
Die Symptome einiger Persönlichkeitsstörungen verbessern sich mit der Zeit und können mit einer Therapie sogar ganz verschwinden. Andere Ausprägungen bleiben eher bestehen.
Im folgenden finden Sie kurze Definitionen der zehn verschiedenen Typen von Persönlichkeitsstörungen.
Paranoider Typ (F60.0)
Die paranoide Persönlichkeitsstörung zeigt sich durch eine ausgeprägte Empfindlichkeit und Kränkbarkeit. Zudem leiden Betroffene meist unter massivem Misstrauen. So können sie oft Freundlichkeit anderer nicht annehmen, sondern erleben diese als versteckt entwertend.
Handlungen und Äußerungen anderer werden oft als feindselig gedeutet, weshalb häufig unberechtigte Verdächtigungen erhoben werden. Grundlegend wird die Loyalität anderer infrage gestellt – insbesondere die Treue von Liebespartner*innen.
Private Informationen werden eher zurückgehalten, da diese unter Umständen gegen einen verwendet werden könnten. Sind die Betroffenen der Meinung, dass sie beleidigt wurden, reagieren sie häufig aufgebracht und gehen in Angriffshaltung über.
Die betreffenden Personen geraten häufig in Streit oder kämpfen hartnäckig um ihr Recht. Eine starke Selbstbezogenheit bei einer Neigung zu gesteigertem Selbstwertgefühl kann hinzukommen. Auch können Betroffene der Überzeugung sein, dass Verschwörungen Ursachen für ihre Probleme sein können.
Schizoider Typ (F60.1)
Die schizoide Persönlichkeitsstörung ist durch zurückgezogenes, einzelgängerisches und in sich gekehrtes Verhalten gekennzeichnet. Diese Menschen beschäftigen sich mehr mit ihrer eigenen Innenwelt und haben daher wenig Interesse an anderen Menschen und tieferen Beziehungen.
Da sie Probleme haben, gesellschaftliche Regeln zu erkennen und zu befolgen, bevorzugen sie vor allem Aktivitäten im Alleingang. Während ihrer gewollten Isolation erleben und zeigen sie wenig intensive Gefühle. Auch auf Lob oder Kritik reagieren sie oft gleichgültig.
Antisozialer Typ (F60.2)
Die antisoziale Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch Schwierigkeiten, die Grenzen und Bedürfnisse anderer Menschen wahrzunehmen und zu respektieren. In einzelnen Fällen kann dies auch zu gesetzeswidrigem Verhalten und entsprechenden sozialen Problemen führen.
Betroffene haben häufig Mühe, sich in andere Menschen einzufühlen oder die Folgen ihres Handelns für sich selbst und ihr Umfeld realistisch einzuschätzen oder vorauszusehen. Von außen wird dieses Verhalten oft als Egoismus oder als Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Schuldfähigkeit wahrgenommen.
Daher haben Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstruktur oft Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen – Beziehungen, die sie zwar suchen, aber häufig nicht dauerhaft aufrechterhalten können.
Erschwerend kommt hinzu, dass sie häufig Schwierigkeiten haben, eigene Gefühle und Impulse zu kontrollieren oder zu regulieren. Dies äußert sich für andere oft als Reizbarkeit, Aggressivität oder Rücksichtslosigkeit – was wiederum zu Konflikten und belasteten Beziehungen führen kann.
Emotional instabiler, d. h. Borderline- oder impulsiver Typ (F60.3)
Personen mit Borderline-Störung leiden unter einer starken emotionalen und zwischenmenschlichen Instabilität. Extreme Stimmungsschwankungen und die Neigung zu selbstschädigendem Verhalten zur Spannungsreduktion gehören zu ihrem Alltag.
Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr instabil und schwanken zwischen Idealisierung und Herabsetzung. Aufgrund starker Verlustangst versuchen sie auch ungesunde Verbindungen am Laufen zu halten.
Es besteht oft eine nicht bewusste Neigung, andere Menschen zu manipulieren. Oft nutzen sie dazu ihr selbstverletzendes Verhalten – bis hin zu Selbstmordversuchen.
Betroffene erleben sich häufig von ihren eigenen inneren Impulsen und von einem quälenden Gefühl der inneren Leere überfordert. Zudem haben sie oft Probleme, die Verantwortung für sich oder andere zu übernehmen und Situationen realistisch vorauszuplanen.
Durch ihr impulsives, unangemessenes Verhalten bringen sie sich immer wieder in soziale und gesundheitliche Schwierigkeiten. Auch in ihren Beziehungen können sie schwankend sein – von klammernd bis abweisend. Dabei leiden sie oft selbst unter massiven Trennungsängsten und Selbstwertproblemen.
Histrionischer Typ (F60.4)
Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist durch ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung gekennzeichnet. Betroffene fühlen sich unwohl, wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen. Deshalb neigen sie dazu, unangemessene, provokativ anmutende Verhaltensweisen zu zeigen, um die Blicke auf sich zu lenken.
Ihre emotionalen Ausdrucksformen wirken oft theatralisch, dramatisch und übertrieben, was sie oberflächlich erscheinen lässt. Zudem ist häufig ihr äußeres Erscheinungsbild ein zentrales Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen.
Häufig sind die Betroffenen leicht von außen beeinflussbar und können ihre Einstellungen und Meinungen entsprechend schnell wechseln. Ihre meist tiefe Selbstunsicherheit und Angst werden häufig über ein auffallendes Bemühen um körperliche Attraktivität und Aufmerksamkeit zum Ausdruck gebracht.
Narzisstischer Typ (F60.8)
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung neigen zur Selbstüberschätzung und dazu, andere herabzusetzen. Diese Menschen haben das Bedürfnis, sich überlegen zu fühlen. Das kann sich bei ausgeprägten Formen darin ausdrücken, dass sich Betroffene als etwas Besonderes oder Einzigartiges erleben.
Sie sind von einem grenzenlosen Verlangen nach Bewunderung getrieben, fühlen sich häufig zu Personen hohen Ranges hingezogen und zeigen eine ausgeprägte Anspruchshaltung. Ihre Empfindlichkeit gegenüber Kritik kann zu heftigen emotionalen Reaktionen wie Wut oder Rückzug führen.
Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung leiden oft an Kränkungsgefühlen. Ihr Selbstwertgefühl hängt meist sehr von externer Anerkennung ab und ist entsprechend instabil.
Im Umgang mit anderen werden sie häufig als unempathisch, rivalistisch oder abwertend erlebt. Das Umfeld bekommt oft das Gefühl, nicht wirklich wahrgenommen oder für ihre Selbststabilisierung benutzt zu werden.
Angstlich-vermeidender Typ (F60.6)
Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung manifestiert sich durch tiefgreifende Unsicherheit und chronische Besorgtheit. Betroffene empfinden starke Minderwertigkeitsgefühle und zeigen eine erhöhte Sensibilität für Zurückweisung und Kritik.
Dies führt häufig dazu, dass sie soziale Interaktionen und Aktivitäten meiden. Insbesondere Umstände, die beruflichen oder gesellschaftlichen Kontakt erfordern, lösen Angst vor Ablehnung oder Missbilligung aus.
In Beziehungen verhalten sie sich reserviert und in neuen sozialen Situationen fühlen sie sich gehemmt. Ihr Selbstbild ist geprägt von der Überzeugung, unfähig, unattraktiv oder unterlegen zu sein. Das führt häufig dazu, dass Risiken und neue Herausforderungen gemieden werden, um sich nicht zu blamieren.
Abhängiger Typ (F60.7)
Personen mit abhängiger Persönlichkeitsstörung zeigen eine ausgeprägte Abhängigkeit von anderen. Sie neigen dazu, ihre Bedürfnisse denen anderer unterzuordnen und leiden unter massiven Ängsten, verlassen zu werden.
Zudem leiden sie unter der Angst, allein nicht zurecht zu kommen und auf Hilfe angewiesen zu sein. Sie suchen oft die Unterstützung anderer und geraten in Überforderung, wenn sie eigene Lebensentscheidungen fällen sollen. Somit sind sie stark darauf angewiesen, dass andere wichtige Entscheidungen für sie treffen.
Insgesamt zeigen Betroffene eine hohe Bereitschaft, sich an die Wünsche anderer anzupassen. Selbst dann, wenn das bedeutet, unangenehme Aufgaben übernehmen zu müssen.
Ihre Unfähigkeit, eigenständige Projekte zu starten oder alltägliche Entscheidungen zu treffen, resultiert aus einem tiefen Misstrauen in ihre eigenen Urteils- und Handlungsfähigkeiten.
Alleinsein erleben sie als besonders bedrohlich, da sie sich selbst als unfähig empfinden, für ihre Bedürfnisse zu sorgen. Nach dem Ende enger Beziehungen suchen sie schnell nach neuen Bindungen, um die gewohnte Unterstützung und Fürsorge nicht zu verlieren.
Zwanghafter Typ (F60.5)
Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung wird durch ausgeprägten Perfektionismus, übermäßige Gewissenhaftigkeit und ein starkes Kontrollbedürfnis charakterisiert. Meist wird das Störungsbild von massiven Zweifeln und Vorsicht begleitet.
Personen mit dieser Störung verlieren sich in Details, Regeln und Listen. Das führt häufig dazu, dass Aufgaben aufgrund ihres Bestrebens nach Perfektion nicht abgeschlossen werden. Sie zeigen eine tiefe Hingabe zur Arbeit, oft zulasten sozialer Kontakte und Freizeitaktivitäten. Sie bevorzugen es, Aufgaben selbst zu erledigen, da sie nur dann zufrieden sind, wenn alles genau nach ihren Vorstellungen ausgeführt wird. Ihre geringe Flexibilität und Unnachgiebigkeit manifestieren sich in vielen Aspekten ihres Lebens.
Eine starre Auffassung von Moral und Ethik lässt wenig Raum für Flexibilität in ihrem Denken und Handeln. Des Weiteren zeigen sie Widerstand gegen das Wegwerfen von Gegenständen und sind aus Angst vor zukünftigen Notlagen oft äußerst sparsam. In der Regel werden die Betroffenen von sich aufdrängenden Impulsen und Gedanken sehr belastet.

Ursachen einer Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsstörungen ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Genetik und Umwelt. Jedoch ist bislang nicht abschließend geklärt, wie Persönlichkeitsstörungen exakt entstehen. Man geht davon aus, dass in der Regel mehrere der folgenden Faktoren zusammenwirken:
- Trauma: Belastende Lebensereignisse wie frühe Verlusterlebnisse, Missbrauch oder unsicheres Bindungserleben können in der Folge zu Persönlichkeitsstörungen führen.
- Psychodynamik: Teils haben Eltern belastende Erfahrungen, traumatische Ereignisse, schwierige Beziehungserfahrungen oder Vernachlässigung erlebt. Wurden diese nicht ausreichend verarbeitet, geben sie ihre Belastungen unbewusst an ihren Nachwuchs weiter, woraufhin sich eine Persönlichkeitsstörung entwickeln kann.
- Genetik: Das Risiko an einer Persönlichkeitsstörung zu erkranken ist erhöht, wenn Eltern oder Geschwister von der Erkrankung betroffen sind.
Sie erkennen sich in den Symptomen wieder?
Oder haben bereits eine entsprechende Diagnose erhalten?
In der Klinik Menterschwaige bieten wir die stationäre, professionelle Behandlung von Persönlichkeitsstörungen an. Hier können Sie mehr über einen Aufenthalt bei uns erfahren:

Persönlichkeitsstörung: Behandlung in der Klinik Menterschwaige
Ständig anecken, sich in Konflikten wiederfinden, sich innerlich leer fühlen und irgendwie nicht dazugehören – das Leben mit einer Persönlichkeitsstörung verursacht viel Leid. Und das nicht nur bei den Betroffenen selbst. Oft sind es auch die Angehörigen, die den Weg zu einer Behandlung ebnen. Etwa dann, wenn sie der betroffenen Person nur eine Wahl lassen: Therapie oder Beziehungsende.
Das mag im ersten Moment sehr hart klingen, ist aber bei vielen Betroffenen die Motivation, eine Therapie zu beginnen. Denn die Therapie von Persönlichkeitsstörungen hilft dabei, den enormen Leidensdruck zu mindern.
Das zentrale Mittel der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen ist die Psychotherapie. Wir in der Klinik Menterschwaige bieten eine stationäre Behandlung an, innerhalb derer Sie von einem individuellen Therapieangebot profitieren.
Im milieutherapeutischen Feld der Klinik steht der Kontakt und die Begegnung mit sich und anderen im Mittelpunkt. Insgesamt bieten wir ein intensives gruppen- und psychodynamisches Arbeiten an, z. B. in Einzel- und Gruppengesprächen aber auch in einem breiten Spektrum an expressiv-kreativen und körperorientierten Verfahren. Dabei verfolgen wir verschiedene Ziele:
- Wahrnehmung von sich und anderen
- Sich ausprobieren im Kontakt und im geschützten Feld der Klinik
- Mehr Verständnis für das eigene Erleben und Verhalten entwickeln
- Einordnung und Regulation von eigenen Gefühlen
- Ihre kreativen Potentiale wieder oder neu zu entdecken
Medikation bei Persönlichkeitsstörung
Es gibt keine spezifische psychopharmakologische Behandlung bei einer Persönlichkeitsstörung – deshalb spielt die Medikation nur eine untergeordnete Rolle. Es gibt jedoch Psychopharmaka, die andere belastende Symptome – etwa Depression, Spannungszustände, innere Unruhe, Schlafstörungen oder Angstgefühle – wirksam lindern können.
Wenn wir in der Klinik Menterschwaige Medikamente einsetzen, dann immer nach dem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Dabei achten wir auf nebenwirkungsarme Präparate und setzen unter anderem auch pflanzliche Mittel ein.
Eine mögliche Medikation wird immer ausführlich mit Ihnen besprochen, um bisherige Erfahrungen und eventuelle Unverträglichkeiten abzuklären und sie über die geplanten und auch möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen aufzuklären.
Einzeltherapie bei Persönlichkeitsstörung
In den Einzeltherapiesitzungen sprechen Sie mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten über Ihre Situation, Ihre Symptome und Ihre Erfahrungen. Dabei wird individuell auf Sie und Ihre Lebensgeschichte eingegangen.
Da eine Einzeltherapie immer eine sehr persönliche Angelegenheit ist, kann man nicht genau umschreiben, was in den jeweiligen Sitzungen besprochen und erarbeitet wird.
Aufgrund der spezifischen Problematik ist es für die Betroffenen meist von großer Bedeutung, überhaupt eine tragfähige therapeutische Beziehung aufzubauen. Gemeinsam wird schon im Rahmen der Anamneseerhebung versucht zu verstehen, wie die Entstehungsgeschichte der Persönlichkeitsstörung gewesen sein könnte. Zudem werden gemeinsam Therapieziele erarbeitet.
Bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen geht es bei den Zielen häufig um:
- die Verbesserung der Selbst- und Gefühlswahrnehmung
- die Regulation von quälenden Spannungen und inneren Zuständen
- die Aufarbeitung von schwierigen Beziehungserfahrungen
- die Entwicklung von neuen Umgangsmöglichkeiten mit erlebten Konflikten
- die Nachentwicklung von Kompetenzen im Bereich der sozialen Kompetenz
- die Verantwortungsübernahme für sich und andere
Ist stark maladaptives Verhalten vorhanden (z. B. extreme Rücksichtslosigkeit, hohe Aggressivität oder drohendes Handeln) muss dies im Vorfeld behandelt werden, um eine gesunde und zielführende Therapeut-Patient-Beziehung zu ermöglichen.
Die Einzeltherapie kann Ihnen dabei helfen, den Zusammenhang zwischen Ihrer Persönlichkeitsstörung und Ihren sozialen Schwierigkeiten zu verstehen. Doch es ist wichtig zu wissen, dass die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen viel Zeit und Arbeit in Anspruch nehmen und es sich meist nur um eine erste Verbesserung handelt.
Meist werden die Erfolge im Rahmen einer sogenannten Intervalltherapie weiterentwickelt. Dabei werden Phasen ambulanter Psychotherapie mit wiederholten stationären Aufenthalten kombiniert.
Psychoanalytische Gruppentherapie bei Persönlichkeitsstörung
In der kontaktreichen Gruppentherapie berichten die Teilnehmenden ohne vorgegebenen Rahmen von ihren Erfahrungen – und die anderen reagieren darauf. Durch den sozialen Austausch treten unangepasste Verhaltensweisen, Phantasien und Assoziationen meist sehr schnell zutage. Die anderen Gruppenmitglieder und die Leiter*innen können dann dabei helfen, das eigene Erleben und Verhalten besser zu verstehen und seine Wurzeln einzuordnen.
Diese psychoanalytische Gruppenpsychotherapie bietet somit einen bedeutsamen Ansatz zur Bearbeitung komplexer persönlicher Themen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse und Verknüpfung verschiedener Erfahrungsebenen:
- gegenwärtige Herausforderungen
- frühe prägende Bindungserlebnisse
- familiäre Rollenerwartungen
- individuell entwickelte Bewältigungsstrategien
Gemeinsam bespricht die Gruppe das Verhalten und erarbeitet, inwiefern andere Reaktionen zielführender sein können. Im Zuge des Austauschs können auch die Fertigkeiten, die bereits in der Einzeltherapie erlernt wurden, im geschützten Raum ausgetestet werden.
In der Interaktion entsteht ein starkes Gruppengefühl, was insbesondere bei sozialen Schwierigkeiten eine Stütze für Betroffene sein kann. Darüber hinaus wird jedem die Möglichkeit gegeben, seine eigenen Gefühle, Meinungen und Erfahrungen preiszugeben – wodurch die Autonomie gestärkt wird.
Milieutherapie bei Persönlichkeitsstörung
Patient*innen mit Persönlichkeitsstörungen profitieren in besonderem Maße von der Milieutherapie, denn ihre Schwierigkeiten im Umgang mit sich und anderen treten besonders in alltäglichen Kontaktsituationen auf. Während ihres stationären Aufenthalts in der Klinik können diese Probleme – anders als z. B. im beruflichen Alltag – aufgegriffen und reflektiert werden.
Diese Begegnungen sind anstrengend, aber auch sehr wertvoll für die eigene Entwicklung. Hier werden Sie mit der Wahrnehmung und den Grenzen anderer Menschen konfrontiert, ohne dadurch deren Wertschätzung zu verlieren. Umgekehrt können Sie auch Ihre eigene Wahrnehmung zur Kenntnis nehmen und dem Gegenüber zur Verfügung stellen.
Weiterführendes Therapieangebot bei Persönlichkeitsstörung
Unterstützend zu den zuvor genannten Therapieformen haben sich auch Bewegungs- und Körpertherapien sowie Kreativtherapien als hilfreich erwiesen. Ihr individuelles Therapieprogramm enthält daher auch Therapien aus den folgenden Bereichen:
- Bewegungs- und Körpertherapie
- Kunst- und Musiktherapie
- Pferdegestützte Therapie
- Tanz- und Theatertherapie
- Therapeutisches Boxen
Außerdem unterstützt Sie unsere sozialpädagogische Abteilung bei der Bewältigung von Schwierigkeiten im sozialen und beruflichen Umfeld und bietet wertvolle Hilfe bei der Entlassungsvorbereitung.
Sie haben akute suizidale Gedanken?
Sollten Sie akute suizidale Gedanken haben, erhalten Sie mit einem Anruf bei der 112 Hilfe.
Sie können sich auch rund um die Uhr an eine der gelisteten Stellen wenden.
Weitere Kliniken und Krisendienste in Ihrer Nähe sowie eine Erste-Hilfe-Adressenliste finden Sie beispielsweise hier: www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
Sie müssen sich nicht für Ihre Gedanken schämen. Sie sind nicht allein. Gemeinsam mit anderen Menschen können Sie einen Weg aus Ihrer Krise schaffen.
Krisendienst Psychiatrie Bayern
Krisenzentrum Atriumhaus
kbo-Isar-Amper-Klinikum Haar
Tel.: Zentrale Patientenaufnahme 089-45620
www.kbo-iak.de/standorte/kbo-isar-amper-klinikum-haar
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU
Tel.: Ambulanz 089-440053307,
Pforte: 089-440055511, 089-440055512
www.lmu-klinikum.de/psychiatrie-und-psychotherapie